Hat man als Sneaker Reseller noch Chancen? | Grailify
Hat man als Sneaker Reseller noch Chancen?

Hat man als Sneaker Reseller noch Chancen?

Johan Aguirre prüft jeden Tag sein Vermögen auf Wertsteigerung oder Verlust. Dabei dokumentiert er alles sehr akribisch in einer Excel Liste. Der Unterschied ist jedoch der, dass Aguirre weder Aktien, Anleihen oder Kryptowährungen besitzt. Er hat sein Hobby zu seinem Beruf gemacht und konzentriert sich ausschließlich auf Sneaker. Ja, davon kann man wirklich leben. Dabei handelt er vor allem auf Plattformen wie StockX. Was er handelt und in welchen Mengen er dabei handelt variiert dabei von Tag zu Tag. Es gibt Tage, wo er nur einen Schuh handelt, allerdings auch Tage wo es zu extremen Mengen kommt. 

"Wenn es ein Sneaker ist, von dem ich weiß, dass ich ihn verkaufen kann", sagte er, "kaufe ich normalerweise das gesamte Inventar, das ich bekommen kann. Und von dem Moment an, in dem ich die Größen, die Styles und den Produktcode kenne, liste ich es auf StockX und es ist sofort live."

Sneaker Reseller werden - Vom Hobby zum Beruf 

Mit 31 Jahren lebt er den Traum von vielen Sneakerheads. Er kann sich den ganzen Tag ausschließlich mit Schuhen beschäftigen und so seine eigene Sammlung erweitern, als auch sein eigenes Leben damit sichern. Mittlerweile ist der Sneaker-Wiederverkaufsmarkt zu einem Milliardengeschäft angewachsen. Da ist es selbstverständlich, dass es Leute gibt, die hier ihre Chance gesehen haben und diesen Markt nutzen, um Geld zu verdienen. Dabei gibt es nicht mehr nur Amateure, die sich etwas dazu verdienen möchten, sondern echte Profis, die dieses Spiel absolut beherrschen und es angehen als wäre es ein echtes Business. 

Diese Profis haben dann auch kein Problem vor einem Sneakerladen zu campen und im Sekundentakt die verschiedenen Sneaker Apps zu checken um herauszufinden wann und wo der nächste Sneaker droppen wird. Vermutlich nutzen diese Sneaker Reseller auch solche Plattformen und Apps aus, wie wir es bei Grailify sind. Begehrt sind vor allem Surprise Drops und Restocks von ausgewählten Sneakern. Sobald die Sneaker gekauft sind, werden sie fast im selben Moment auf Resell Plattformen wie StockX hochgeladen und zum Verkauf angeboten. Das macht so gut wie keinen Aufwand und man erhält das Geld extrem schnell, da die Käufer sicher sein können, dass sie nur gute Qualität kaufen und somit die Nutzerzahl extrem hoch ist. 

Hunderte Paar Sneaker pro Monat verkaufen 

Natürlich sind die meisten Verkäufer auf solchen Plattformen eher Hobby-Verkäufer. Sie sind froh, wenn sie sich etwas dazuverdienen können und vielleicht irgendwann das große Glück haben und einen besonderen Sneaker kaufen können, der ihnen mehrere 1000 € bringt. Wir haben allerdings auch schon die wildesten Geschichten von großen Händlern gehört, die teilweise pro Monat über 50.000 € in Sneaker investieren. 

"Die Verkäufe hängen von den Schuhen ab, die ich anbiete", sagte Aguirre, "aber es kann zu dem Punkt kommen, dass ich mehr als hundert Paar Schuhe im Monat verkaufe. Es ist fast ein Vollzeitjob geworden."

Was viele nicht wissen ist, dass dieses Geschäftsmodell kein neues Modell ist. Bereits seit Jahrzehnten werden Sneaker gekauft und sofort weiterverkauft. Allerdings ist das durch Plattform wie eBay, Facebook und Instagram so einfach wie noch nie geworden. StockX ist dabei nur eine Erweiterung, die den Prozess noch weiter vereinfacht hat. Mittlerweile ist es möglich Sneaker zu verkaufen ohne mit dem Käufer überhaupt in Kontakt sein zu müssen. Ihr schickt den Sneaker einfach an StockX und die Plattform kümmert sich darum, dass der Käufer den Schuh erhält. Das funktioniert tatsächlich weltweit. Vorbei sind die Zeiten, wo man noch verhandeln musste oder Adressen austauschen musste und sich nie ganz sicher war, ob man nun über den Tisch gezogen wurde. 

Weiteres Wachstum wird prognostiziert 

Die letzte Studie über den globalen Resellermarkt schätzte den Umsatz 2016 auf 1 Milliarde Dollar, eine Summe, von der ausgegangen wird, dass sie heute bis zu 3 Milliarden Dollar betragen könnte, aber "niemand weiß es wirklich".

Das klingt zwar viel, ist aber im Vergleich zum allgemeinen Sneaker Markt noch etwas klein. So wird der weltweite Sneaker Markt beispielsweise auf 100 Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt. 2016 dagegen waren es nur 55 Milliarden Dollar. Wir können also davon ausgehen, dass wir im Sneaker Resell Markt noch lange Wachstum sehen werden können. 

Davon gehen auch viele Investoren aus. Es ist wirklich unglaublich zu sehen wie viel Geld die Investoren aktuell in Plattformen wie StockX oder GOAT stecken. So hat GOAT beispielsweise über 100 Millionen Dollar von Foot Locker erhalten. Nur ein Jahr davor hatten sie bereits 60 Millionen Dollar eingesammelt. Also wirklich extreme Summen, die das Potenzial dieses Marktes verdeutlichen. 

StockX, das auch Uhren, Handtaschen und Streetwear verkauft, gab im September bekannt, dass es 44 Millionen Dollar von GV, früher bekannt als Google Ventures, und anderen Investoren erhalten hat. Zu den Mitbegründern des Unternehmens gehören der Milliardär Dan Gilbert, der Quicken Loans begann und Mehrheitseigentümer der Cleveland Cavaliers ist.

StockX hat dabei den ersten Algorithmus zur Verfolgung der Sneaker Preise entwickelt und kostenlos zur Verfügung gestellt. Das war der Beginn der Story. Natürlich hatten sie noch einen weiteren Vorteil, der beim Wachstum enorm geholfen hat. Sie hatten einen extrem engagierten Lieferantenpool. Doch was meinen wir damit? Wir meinen damit die jungen Menschen, die wirklich verrückt genug waren um vor einem Sneakerladen mehrere Tage zu campen. Anschließend wurden die gekauften Sneaker innerhalb von 30 Minuten auf der Plattform hochgeladen. Dieses Engagement der privaten Lieferanten hat der Plattform natürlich absolut in die Hände gespielt. Die Plattform hatte die besten Sneaker, die sich einen Sneakerhead nur wünschen kann, ohne etwas dafür tun zu müssen. 

StockX hatte die besten Mitarbeiter 

Diese freiwilligen Mitarbeiter waren die besten Mitarbeiter, die sich ein junges Startup nur wünschen konnte. Extrem motiviert und vor allem kostenlos. Es war eine Armee von Einkäufern, die ihr eigenes Geld benutzt haben, um den Lagerbestand der Plattform aufzubauen. Die einzige Bezahlung die diese Mitarbeiter erhalten haben, war die Hoffnung den Sneaker für mehr Geld auf der Plattform einzustellen. 

"Es gibt eine Subkultur von Menschen, die in vielerlei Hinsicht einfach nur in die Schuhe verliebt sind", sagte George Belch, Vorsitzender der Marketingabteilung der San Diego State University.

"Sie werden für sie campen, sie werden exorbitante Preise für sie zahlen, und sie wollen die Trendsetter sein, die sie als erste haben. Aber innerhalb dieser Subkultur gibt es auch diese fast wie eine Unternehmer-Investor-Gruppe, die dies wirklich als einen Investment betrachtet."

Sneaker sammeln und gleichzeitig Geld verdienen 

Früher hat man auf dem Schulhof Pokémon Karten gesammelt. Diese hat man dann getauscht, um die Sammlung zu erweitern. Mittlerweile hat sich diese Sammel-Kultur so weit entwickelt, dass sie eine ganz neue Liga erreicht hat. Man sammelt und tauscht nicht nur um die eigene Sammlung zu erweitern, sondern um sich dabei auch noch etwas Geld zu verdienen. Die professionelle Analyse von den Preisen, der individuellen Schuhe, ist dabei immer wichtiger geworden. Es ist wirklich verrückt zu sehen, wie sich das Ganze weiterentwickelt hat. 

"Es geschah in ein oder zwei Tagen, eine wirklich schnelle Reaktion auf etwas, von dem man nicht glauben würde, dass es sich so schnell anpassen würde. Ich habe eine wahre Dynamik im Börsen-Stil gesehen." Der Schuh, der ursprünglich für 160 Dollar verkauft wurde, hat sich inzwischen entwickelt und wurde zuletzt für 950 Dollar verkauft.

Wir können auch davon ausgehen, dass große Marken bestimmte Sneaker künstlich reduzieren, um somit den Preis ebenfalls künstlich zu manipulieren. Das sorgt natürlich für einen extrem großen Hype, der bei den Sneakerheads sehr gut ankommt. 

Mitarbeiter, die vor einem Sneakerladen campen 

Zwar werden viele Sneaker mittlerweile ausschließlich im Internet released, allerdings gibt es auch Sneaker die ausschließlich in einem Laden veröffentlicht werden. Dabei ist es nicht unüblich, dass der Sneaker in mehreren Geschäften gleichzeitig auf den Markt kommt. Genau das stellt viele Sneaker Reseller vor eine große Herausforderung. Wie können sie an mehreren Orten gleichzeitig sein? Eigentlich ist es ganz einfach. Mittlerweile haben sie sogar eigene Mitarbeiter, die sich für sie in die Schlange stellen und die Sneaker anschließend vor Ort im Laden erwerben. Vorbei sind die Zeiten wo man selbst noch vor einem Sneakerladen warten musste und bangen musste, ob man die begehrten Sneaker tatsächlich noch kaufen kann. 

Die Sneaker Bots spielen eine entscheidende Rolle

Auch bei Online Erscheinungen, hat man sich mittlerweile stark weiterentwickelt. Um sichergehen zu können, dass man einen Sneaker tatsächlich auch erhält, nutzen viele Reseller mittlerweile Sneaker Bots. Diese sind in der Szene absolut negativ gesehen, werden aber dennoch eingesetzt. Sneaker Bots sind Programme, die innerhalb von wenigen Sekunden einen Sneaker in den Warenkorb legen und anschließend den Checkout Prozess automatisiert durchführen. Dank dieser Sneaker Bots ist es für normale Käufer fast unmöglich geworden einen limitierten Sneaker zu kaufen. Zwar möchten sich die großen Marken davor schützen, allerdings gelingt das nur sehr schwer. Diese Sneaker Bots werden teilweise für bestimmte Schuhe sehr individuell programmiert und können mehrere 100 € kosten. Da ist es nur verständlich, dass es sich nur lohnt einen solchen Sneaker Bot zu nutzen, wenn man sofort mehrere Paare eines Sneakers kaufen möchte. 

Niederländische Auktionen und Börsengang beim Sneaker

Es gibt auch einen neuen Trend, der sich in der Sneaker Welt hervorhebt. Hierbei reden wir von niederländischen Auktionen. Dieser Begriff wurde geprägt von der Wallstreet. Es handelt sich nicht um klassische Auktionen, wie wir das beispielsweise bei Ebay kennen. Der Unterschied ist der, dass man ein Höchstgebot abgibt, welches man maximal bezahlen möchte. Dieses Höchstgebot muss man allerdings nicht bezahlen. Bezahlt wird das niedrigste Gebot, welches abgegeben wurde und trotzdem dafür sorgt, dass alle Sneaker verkauft werden. Klingt etwas verwirrend? Ist es auch in der Tat! Denn hier muss man absolut aufpassen, dass man nicht über sein Limit geht. Da nicht öffentlich gesagt wird, wo das aktuelle Gebot liegt, gibt man in der Regel ein zu hohes maximal Limit an. So ist es nicht unüblich, dass es Leute gibt, die eine Million Dollar bieten. Natürlich werden Sie wahrscheinlich niemals eine Million Dollar zahlen müssen, allerdings können sie gar nicht genau abschätzen wie viel Geld sie am Ende zahlen werden. Sie geben eine Million Dollar einfach ab und hoffen, dass sie auf jeden Fall den Sneaker erhalten werden. Für jeden Preis. Statistisch gesehen ist eine solche Option deutlich effektiver für den Verkäufer. Wenn man beispielsweise für einen Sneaker nur 50 $ bietet, könnte es passieren, dass man den Sneaker nicht bekommt, weil jemand 51 $ geboten hat. Allerdings weiß man das erst, sobald die Auktion vorbei ist. Daher bietet man in der Regel sofort 500 $ und hofft, dass alle anderen nur 50 $ bieten werden, damit man selbst auch nur 50 $ zahlt. Meistens bieten alle anderen aber auch 500 $ und man bezahlt am Ende mehr, als man eigentlich gewollt hatte. 

Mission dieser Sneaker Plattformen ist es, dass man den Sneaker Marken die Möglichkeit gibt mit einem Produkt tatsächlich an die Börse zu gehen. So wird jeder Release gefeiert wie ein Börsengang. Der Preis von bestimmten Schuhen definiert sich dann ausschließlich über die Nachfrage und ist stark variabel. So könnte die Zukunft aussehen, wenn nur der Anfangspreis bekannt ist und der Sneaker Preis individuell beim Start definiert wird. 

StockX gibt an, dass das IPO-Modell großen Marken das Potenzial für höhere Gewinne eröffnet, ohne Stammkunden zu stören.

"Es gab viele Gründe für Nike, sich vom Sekundärmarkt zu distanzieren", sagte Luber. "Sie wollten nie sagen: "Oh, ich will die zusätzlichen 300 Dollar haben, die die Sneakerheads sowieso bezahlen. Aber ich denke, der grundlegende Glaube heute ist: Der Sekundärmarkt wird nicht verschwinden, wir müssen herausfinden, wie wir mit ihnen arbeiten können und nicht gegen sie."

Das Ende für Sneaker Reseller? 

Für Sneaker Reseller könnte das in der Zukunft allerdings auch bedeuten, dass das Geschäftsmodell so nicht mehr funktionieren wird. Allerdings müssen wir hier abwarten, ob dieses Modell tatsächlich so angenommen wird, wie es von StockX geplant ist. 

"Alles muss original und brandneu sein. Sie dürfen keine Falten haben, sie dürfen nicht getragen werden, es dürfen keine Schrammen an den Schuhen sein, sie dürfen nicht an der Sohle des Sneakers schmutzig sein. Die Box muss intakt und unbeschädigt sein. Ich schaue mir all das an, bevor ich mich entscheide, ein Paar zu kaufen, um sie anschließend auf StockX zu verkaufen", sagte Aguirre.

Seine bisherigen Bestseller? "Die meisten von ihnen waren Jordan-Retros. Die besten waren die Gatorades, die 2017 herauskamen, die Jordan 1 Retro Olympic Medals, die im Herbst 2017, im Oktober, herauskamen. Die haben für mich wirklich gut getan. Und auch, Jordan 1 Black History Month, der im Februar 2018 für das All-Star Weekend herauskam."

Aguirre sagte, das Geschäft läuft gut.

"Ich habe in weniger als zwei Jahren über 1.000 Paar Schuhe auf StockX verkauft", sagte Aguirre. "Ich sehe nicht, dass sich das verlangsamt. Es ist etwas, das noch explodieren wird."

Keinen Sneaker Release mehr verpassen 

Euch gefallen solche Sneaker News? Dann ladet doch am besten unsere Grailify App herunter. Dort informieren wir euch täglich über bevorstehende Sneaker Releases, Restocks und die heißesten Sneaker News. 


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